Französischsprachiges Liebig-Sammelbild mit Laterna magica-Schausteller, Ende 19. Jh., Inv.-Nr. 1341

Exotik und Abenteuer in einer Laterna-magica-Vorführung, Mitte 19. Jh.

Litho-Laternbild aus der Serie Die Geschichte von Paul und Virginie, Inv.-Nr. 1294

Verwandlungsbild für die Laterna magica, Inv.-Nr. 1186

Laterna magica

Fortsetzung

Besonderen Eindruck machten bewegte, sich verändernde Bilder. Effekte, die durch die verschiedensten Hebel, Dreh- und Schiebemechanismen erzeugt wurden.
Auf der Seite des Deutschen Technikmuseums Berlin wird der
Effekt solcher Verwandlungsbilder eindrücklich demonstriert.

Ende des 18. Jahrhunderts gab es so genannte „Phantasmagorien“, die mit Licht- und Toneffekten und raffinierten Projektionstechniken regelrechte Geisterschauen boten.

Ab den 1840er Jahren wurden – in Weiterentwicklung der Phantasmagorien – so genannte Nebelbilder („dissolving pictures“) vorgeführt: Durch die Projektion auf künstlich erzeugte Nebelwände und unter Einsatz mehrlinsiger Laternen wurden sich bewegende Bilder und fließende Überblendungen erzielt.

1860 stellt ein englischer Schausteller fest:
„Die Schau der Savoyarden findet keine Resonanz [mehr], weil die Laternen in den Geschäften so günstig zu haben sind. Als wir damals anfingen, waren die Laternen noch etwas Besonderes, aber heutzutage kann man nicht an den guten alten Dingen festhalten. Einst war sie ein beliebtes Ereignis der Weihnachtszeit - die Laterna Magica-Schau …“
(Rossell, S. 138)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es mehrstündige, thematisch durchstrukturierte Nebelbilder-Programme, die dann zu Vorbildern für die ersten Kinoprogramme wurden.

Am Aufstieg und dem jahrzehntelangen weltweiten Erfolg der deutschen Spielzeugproduktion bis in die 1930 Jahre hinein hatte die Herstellung von Laterna-magica-Artikeln einen erheblichen Anteil. Marktführer waren hierbei die Nürnberger Firmen Bing, Falk und Planck.

Die Entwicklung der Laterna magica von einem durch Spezialisten professionell und öffentlich präsentierten Medium zu einem industriell produzierten Massenmedium, das dann eine individuelle, häuslich-familiäre Nutzung erlaubte, ist exemplarisch für die generelle Medienentwicklung. Ihre widersprüchlich-vielfältige Rolle als Zauberapparatur, Demonstrations- und Anschauungsinstrument und schließlich als häusliches Spielzeug ist typisch für das Funktionsspektrum moderner Massenmedien.
Für die Entstehung und Vermittlung der modernen Bildkultur ist ihre Rolle – obwohl bisher eklatant unterschätzt – von entscheidender Bedeutung.
In der ständigen Verbesserung ihrer Technik und Leistung spiegelt die Laterna magica den permanenten, unersättlichen Hunger des Publikums nach Bildern allgemein– und nach bewegten Bildern im Besonderen!

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Literaturhinweise

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