Das Stereoskop am Familientisch - Stereoskopmanie um 1865

Besuch im Wiener Kaiserpanorama 1913

Holzstereoskop zum Betrachten von Glasdias um 1915, Inv.-Nr. 1111

Amerikanisches oder Holmes-Stereoskop mit Stereobildkarte, 1920er Jahre, Inv.-Nr. 1286

Stereoskopie

als Massenmedium

Dass die Stereoskopiebegeisterung keineswegs auf die häusliche Sphäre beschränkt blieb, zeigen die vielen öffentlichen Automatenstereoskope, die oft mit mehreren Programmen bestückt waren. Ein besonders spektakuläres Phänomen war das von August Fuhrmann Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte, in der Regel ortsfeste, Kaiserpanorama, eine Rotunde bei der bis zu 25 Personen gleichzeitig ein rotierendes Programm stereoskopischer Bilderserien von bis zu 30 Minuten Dauer betrachten konnten. Gezeigt wurden hauptsächlich exotische und für den Normalbürger unerschwingliche Reiseziele und Landschaften. Ein Umlauf der hinter einer zylindrischen Holzvertäfelung automatisch im Kreis transportierten Bildserien dauerte eine halbe Stunde.

In einem zeitgenössischen Werbezettel wird den Schulbehörden der durch „viele ehrende Gutachten höchster Behörden und bedeutendster Pädagogen" bestätigte „geographische, kulturgeschichtliche, kunstgeschichtliche und vaterländische Bildungswert" zum „klassenweisen Schulbesuch" nahe gelegt. Neben der Naturtreue der Aufnahmen wird auf die „mit Lebensgefahr aufgenommen Szenen" aus aktuellen Kriegschauplätzen hingewiesen. Insgesamt sei das Kaiserpanorama ein „Weltreiseinstitut", in dem der Besucher „in denkbar bequemster Weise, auf einem Sessel sitzend, die Naturschönheiten, die fürstlichen Gemächer vieler den meisten Reisenden verschlossenen Paläste und Burgen […] naturwahr" kennen lernen könne. (vgl. http://www.massenmedien.de/kaiserpanorama/emden/emden.htm)

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts spielte die Stereoskopie auch in der Amateurfotografie (Kleinbildkamera mit Doppellinse) eine durchaus beachtliche Rolle. In der Ausbildung von militärischen Beobachtern und Bombenschützen wurde die Stereoskopie als Übungstechnologie eingesetzt.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurde eine Vielzahl von Stereoskopsystemen entwickelt und vermarktet. Zum einem schritt mit der Erfindung und ständigen Verbesserung des Diapositivfilms die Miniaturisierung der Betrachtungsapparaturen voran, was insbesondere für die Eroberung des Kindermarkts von Vorteil war, zum anderen wurden weitere Varianten der Stereoskopie entwickelt:

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