Pop-up-Buch Christoph Columbus Genuensis Santa Maria des tschechischen Künstlers Vojtech Kubasta, Inv.-Nr. 1338

Detail eines aufgeklappt einen Meter langen Pop-up-Buchs, Inv.-Nr. 0645

Detail aus The pop-up Buck Rogers: Strange Adventures in the Spider-Ship, Nachdruck 1994, Inv.-Nr. 1096

Verwandlungsbild von Lothar Meggendorfer, siehe Inv.-Nr. 0674

Pop-up- und Verwandlungsbücher

Die Verwandlungsbücher mit Aufstell-, Aufklapp-, Dreh-, Schiebe- und sonstigen Bewegungseffekten sind eng mit dem Guckkasten und dem Papiertheater verwandt, so dass eine eindeutige Zuordnung oft unmöglich ist.
Bewegliche Bilder und Bücher mit allerlei Effekten sind als vereinzelte Artefakte schon seit dem 13. Jahrhundert belegt und aus der Zeit der ersten Druckerzeugnisse (Flugblätter, Wandkalender) häufiger erhalten. Zu den besonders aufwändigen Beispielen zählen Anatomie-, Astrologie- und Astronomiebücher, die den Verwandlungseffekt zu Lehrzwecken nutzten. Richtig populär wurden die Verwandlungsbücher ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als „lebende Bilderbücher“ haben sie einerseits Teil am Siegeszug des durchgehend farbig illustrierten Bilderbuches, zum anderen aber überschreitet mit ihnen das Medium Buch die starre Zweidimensionalität eines konventionellen Druckerzeugnisses und befriedigt, wie die Laterna magica, der Guckkasten, das Papiertheater und andere vor allem im 19. Jahrhundert entwickelte Medieninnovationen, die Sehnsucht nach einer beweglichen und dreidimensionalen Bilderwelt. Der aufwändige Produktionsprozess machte sie allerdings lange Zeit zu Luxusprodukten und führte dazu, dass Verwandlungsbücher heute bevorzugt in Billiglohnländern hergestellt und international vermarktet werden.

Für die heute besonders gängige Sonderform des Aufklapp- oder Aufstellbuches hat sich auch im Deutschen die in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Verlag Blue Ribbon propagierte Bezeichnung „Pop-up“ durchgesetzt. Nina Starost definiert das Phänomen in ihrer Magisterarbeit folgendermaßen: „Ein Pop-Up ist eine zwischen zwei Buchseiten liegende, gefaltete Papierkonstruktion, die sich durch Aufschlagen der Doppelseite zu einer dreidimensionalen Figur entfaltet und beim Schließen wieder zusammenklappt.“

Unter den Gestaltern von Verwandlungsbücher waren bemerkenswert viele deutsche oder deutschstämmige Künstler wie Lothar Meggendorfer, Raphael Tuck, Ernest Nister, Geraldine Clyne oder Julian Wehr. Zu weltweitem Ruhm gelangten u.a. Vojteck Kubašta, Robert Sabuda, Matthew Rinehart und Sam Ita.

Literaturhinweise

Zum Katalog